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ŠUMARSKI LIST 11-12/1955 str. 222     <-- 222 -->        PDF

mittelbar, d. h. auf Grund der Erscheinug von lebenden Stöcken, die nur mit früheren
gegenseitigen Wurzelverwachungen zu erklären ist.


Es wurde festgestellt, dass die Zahl der lebenden Stöcke bei der gleichen Holzart
mit der Entfernung von Nachbarbäumen abnimmt (Tab. 1. Graf. 1). Die Seitenwurzelabzweigungen
der Tanne sind auf den Kalkböden (Fagetum abietetosum) länger
als auf den Silikatböden (Bleehno< Abietum); s. Graf. 2). In den vorwiegend reinen
Tannenbeständen beträgt die Zahl der lebenden Stöcke 30—i60°/o und auch mehr und
das Alter der neuen Holzschicht bis 60 seltener 100 Jahre. Das beste und leichteste
Kriterium zur Beurteilung der lebende n Stöcke und Wurzelverwachsungen bei
einigen Holzarten ist die Ueberwallung, bei Laubholzarten (Buche) die Anwesenheit
von Chlorophyl in der Rinde. Die Wurzelverwachsungen erfolgen haupsächlich
in höheren Baumalter, wenn die Wurzeln .länger und vor allem dicker werden.


Der biologische Einfluss der verwachsenen Baumwurzeln für den Bestand kann
man mehr positiv als negativ bezeichnen. Die Anwesenheit der grossen Zahl lebender
Stöcke (besonders bei Ta, Fi und Douglasie) ist dagegen mehr schädlich, und zwar
beim Waldbau, Forstschulz und der Forstbenutzung. Die Zahl solcher Stöche ist durch
Holzartenmischung und Abrinden zu verminderen. — Auf Grund der Untersuchungsergebnisse
kann man zu solgenden Schüssen kommen:


Die gegenseitige Wurzelverwachsung ist in dichteren Beständen fast eine regelmässige
Erscheinung. Sie kann physiologisch sein, d. h. zwischen gleichen Holzarten,
aber auch mehanisch. Die physiologischen Verwachsungen bei einigen Holzarten
widerspiegeln sich an (lebenden) Stöcken, und zwar am meisien bei Tanne und Douglasie,
oft bei Fichte und Lärche, weniger bei Buche u. anderen Holzarten. Danach sind
die Bäume in der Pedosphäre untereinander in engeren Verhältnissen als in der
Atmosphäre. Der Einfluss und die Verbreitung der verwaschenen Wurzelsysteme sind
grösser in Rein- als in Mischbeständen, grösser in dichteren als in gelichteten Beständen,
grösser zwischen Nadelholzarten und auch auf trockeneren und skeletoidischen
Böden. Der konkurrenzkampf des dichten Jungwuchses kann dadurch im Boden vergrössert
sein.


Die Erscheinung der Wurzelverwachsungen weist darauf hin, dass die Biozönose
des Waldes in der Pedosphäre vielseitiger ist als man gewöhnlich annimmt: 1. die
Bäume mittels physiologischen Wurzelverwachsungen nehmen oft gemeinsam die
Mineralstoffe und Wasser aus dem Boden auf, verarbeiten sie individual in den Kronen,
und die Assimilate können die Bäume untereinander tauschen;- 2. durch Netz
der physiologisch und mehanisch verwachsenen Wurzelsysteme verstärken die Bäume
bedeutend die mehanische und wahrschenlich auch die biologische Stabilität der
Bestände; dadurch aber können sich die Pilzkrankheiten und Blitzschädigungen übertragen
und verbreiten; — 3. vernichtet sich der Assimilationsapparat von einem der
physiologischen Partner, dann wird das Verhältnis ziemlich verändert; dabei aber
vermindert sich bei einigen Holzarten zur langen Zeit die Möglichkeit der Morschbildung
an Stockwurzeln und damit die Bodenauflockerung; — 4. durch den Transpirationsapparat
der Bäume-Amme und die lebenden Stockwurzeln vermindert wahrschenlich
die grosse Zahl der Wurzelverwachsungen die Wassermenge im Boden,
erschwert dadurchmanchmal die Verjüngung und wirkt beim natürlichen Holzartenwechsel
mit (besonder bei Ta-Fi und Fi-Ta). Die eingehenderen Untersuchungen sind
wünscheswert.